Ein Mann, ein Ring by Mathias Taddigs

Ein Mann, ein Ring by Mathias Taddigs

Autor:Mathias Taddigs [Taddigs, Mathias]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783838753652
Herausgeber: Bastei Lübbe
veröffentlicht: 2014-04-27T22:00:00+00:00


23

Die Fahrt zur Bucht dauerte für alle die längsten zehn Minuten unseres Lebens. Uwe quälte sich mit dem Boot durch ein Meer, das offensichtlich nichts anderes wollte, als uns zu verschlucken. Aber Uwe nahm die Einladung zum Duell an und gewann. Wir bogen nach langem Kampf um eine Ecke, die uns in eine von hohen Felsen umgebene kleine Bucht führte, die im Windschatten lag und deshalb auch deutlich ruhigeres Wasser beherbergte. Ruhiger, aber noch lange nicht ruhig! Das Boot schwankte immer noch hin und her, war aber ganz klar Chef über die Wellen.

»Hier ist sie«, sagte er, »Mallorcas schönste Schnorchelstelle.«

Wir schauten über den Rand des Schiffs und blickten in glasklares Wasser, in dem sich Korallen in buntesten Farben abzeichneten. Schwärme von kleinen und auch einige größere Fische schwammen direkt unter uns. Getrübt wurde die Aussicht lediglich von kleinen Luftbläschen, die durch die Wellen und die Strömung entstanden.

»Alles klar«, sagte ich, »dann rein.«

Meine Mitreisenden schauten mich ungläubig an.

»Du willst da wirklich rein?«, fragte Nina.

»Natürlich! Wo wir doch schon mal hier sind. Willst du jetzt lieber wieder durch die Wellen da zurück?« Ich deutete auf das aufgepeitschte Meer, das hinter der Felsecke sein Unwesen trieb. »Unter Wasser sind die Wellen sowieso kaum zu spüren. Da ist es jetzt sogar am besten.«

Nina schaute zu Uwe. Der nickte.

»Das stimmt. Die Fische wissen schon, was sie tun. Genau genommen ist da unten jetzt der beste Platz von allen«, bestätigte er.

»Abgesehen vom Land«, nölte die Braunschweigerin.

»Da gehen die Fische aber trotzdem nicht hin, wenn das Wetter besser ist«, witzelte ihr Typ.

Sollten die doch alle oben bleiben, das war mir egal, aber auch Nina wirkte immer noch nicht überzeugt.

»Ich weiß nicht, vielleicht kommen wir besser wieder, wenn der Sturm vorbei ist«, sagte sie.

»Den haben wir noch lange an der Backe. Du kannst jetzt schon dein Testament für den Rückflug machen«, hörte ich mich sagen und realisierte, noch während ich es aussprach, dass das für Nina auch nicht gerade ein Grund zur Freude war. Sie verkrampfte.

»Erzähl nicht so was. Du weißt doch, dass ich Angst vorm Fliegen habe«, antwortete sie.

Da ich sehr schlecht darin war, Fehler einzugestehen, konnte ich mein Argument leider nicht zurücknehmen, sondern versuchte, es zu untermauern.

»Na komm«, sagte ich, »es ist doch wohl besser, zwei Meter wildes Wasser unter dir zu haben als ein paar Hundert Meter Luftlöcher!«

»Okay, ich komme mit.«

Ich konnte es selbst nicht glauben, dass ich damit durchgekommen war. »Echt? Habe ich dich überzeugt?«

»Nein, aber ich weiß, dass du unter Wasser nicht reden kannst, und das ist mir jetzt gerade lieber. Wo sind die Schnorchelsachen?«

Ich reichte ihr Flossen, Taucherbrille und Schnorchel. Ich hatte meine Schwimmsachen bereits drunter angezogen, Nina streifte sich ihren Bikini in der Minitoilette des Boots über. Wir waren bereit zum Abtauchen.

»Sonst noch jemand?«, fragte Uwe.

Keiner wollte, also sprangen wir zu zweit rein. Das Wasser war zum Glück deutlich wärmer, als es aussah. Ich freute mich, dass das Schicksal offensichtlich ein Einsehen mit mir hatte und meinen Heiratsantrag endlich hinter sich bringen wollte. Wir setzten unsere Taucherbrillen auf und schauten nach unten.



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